Infos für Malireisende
Die anschließenden Bemerkungen und
die Wiedergabe eigener Erfahrungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es werden
lediglich Aspekte, die entweder nicht so deutlich aus Reiseführern hervorgehen oder die
meines Erachtens für einen Reisenden besonders wichtig sein könnten, erwähnt.
Essen
/ Getränke
Unser Speiseplan bestand fast ausschließlich aus Reis oder Hirse mit
Fisch (oft Trockenfisch) oder Huhn. Sehr zu empfehlen ist der gegrillte Kapitänsfisch aus
dem Niger. In einigen Ortschaften gibt es die Möglichkeit, Weizenbrot und Käse zu
kaufen. Mineralwasser (noch original verschlossen?!) und das schmackhafte malische Bier
(!) ist jedoch im allgemeinen nur in Städten, die zumindestens ab und zu von Touristen
aufgesucht werden, so zum Beispiel auch im Dogonland, erhältlich. Oft tranken wir
Brunnenwasser, das - der damaligen Situation geschuldet - vorher nicht
desinfiziert wurde (beispielsweise im Rahmen von Begrüßungszermonien). Geschadet hat es
uns nicht. Auf jedem Fall sollte man während der Regenzeit, in der verschmutztes
Oberflächenwasser u. U. in wasserführende Schichten eindringen kann, auf Brunnenwasser
unbedingt verzichten.
Falls eine längere Pinassenfahrt vorgesehen ist, genügend
Mineralwasser mitführen; bei 40°C und 15 Prozent Luftfeuchte mindesten 4l pro Tag und
Person. Sonst kann es so wie uns passieren, das schön anzusehende aber undefinierbare
Nigerwasser trinken zu müssen. Glücklicherweise hatten wir einen Katadyn-Wasserfilter
dabei, der uns in der allerhöchsten Not aushalf. Das mühsam gefilterte Flußwasser war
nur leicht trüb und schmeckte etwas metallisch bitter, Magenbeschwerden o. ä. hatten wir
nicht. In den Nigerdörfern wird kein Mineralwasser verkauft.
Fotografieren
Generell lassen sich die Einheimischen gern fotografieren,
vorausgesetzt, sie werden vorher gefragt. Aufpassen: Objekte von strategischer Bedeutung
(Flughafen, Brücken u.s.w.) dürfen nicht fotografiert werden. Filmmaterial ist in Mali
knapp, teuer und von minderer Qualität (Lagerungsproblem).
Geschenke
Viel Freude, nicht nur bei Kindern, kann man durch Bonbons verbreiten.
Kugelschreiber, Feuerzeuge, Taschenmesser, Ansichtskarten, Familienfotos und Modeschmuck
sind immer begehrt. Aber bitte nicht wahllos "unters Volk" bringen!
Gesundheit
Welche Gesundheitsprophylaxe angebracht ist, hängt ganz von der Art des
Reisen, von der Reisezeit, dauer und von den aufgesuchten Regionen ab. Nützliche
Informationen dazu erhält man beim Reiseinformationsdienst des Tropeninstituts München.
Malaria
Trotzdem uns während der ganzen Reise die Moskitos weniger piesackten als zur Sommerzeit
in Deutschland, würden wir auf eine Malariaprophylaxe nicht verzichten; in Westafrika ist
mit der schweren, nicht selten tödlich verlaufende Malaria tropica zu rechnen.
Hepatitis A
Eine der wichtigsten Vorsorgeimpfungen ist die gegen Hepatitis A, eine Volkskrankheit in
Mali. Ohne zu übertreiben; bei unserem Reisestil wären wir mit fast 100 prozentiger
Wahrscheinlickeit mit gelben Augen in die Heimat zurückgeflogen.
Meningitis
Auch wenn die Ärzte eine Impfung gegen Meningitis meistenteils für nicht zwingend
erforderlich halten, sollte sie der Rucksackreisende fordern! In den von Weißen wenig
aufgesuchten Landesregionen oder auf einer Pinassenfahrt ist die unmittelbare Nähe zu
Kindern, von denen eine hohe Ansteckungsgefahr ausgeht, gegeben. Ehe wir uns versahen,
hatten wir links und rechts Kinder an unserer Hand oder wir hielten ein Kind auf dem
Arm, das dann schon mal unbewußt seine schnottrige Nase an unserem Gesicht
"reinigte".
Cholera
Über die Notwendigkeit einer Choleraimpfung gehen in medizinischen Kreisen die Meinungen
auseinander. Die Wirksamkeit der Choleraimpfung soll angeblich nicht sehr hoch sein.
Tollwut
Eine Impfung gegen Tollwut halte ich, das ist meine ganz persönliche Meinung, für nicht
erforderlich; auf unseren Wanderungen im Dogonland und unseren Aufenthalten in den
Dörfern hatten wir nur wenig Begegnungen mit potentiell tollwutübertragenden Tieren,
auch die Dorfhunde haben einen stets friedlichen Eindruck hinterlassen.
Bilharziose
Bilharziosegefahr (kleinste Wurmlarven bohren sich durch die Haut und nutzen den Menschen
als Wirt) besteht in stehenden Gewässern. Zumindestens in der Trockenzeit kann auch der
Niger mit seiner sehr geringen Strömungsgeschwindigkeit, vor allem im Uferbereich, als
quasi stilles Gewässer angesehen werden.
Wir hatten den festen Vorsatz, nicht mit dem Flußwasser in Berührung zu kommen, doch bei
einer Bootsfahrt durch Mali sieht die Praxis anders aus: wenn man an Land gehen will, muß
man durchs Wasser! Und bei der großen Hitze hält man die Arme schon mal ins Wasser
oder, um einen "kühlen" Kopf zu behalten, wird die Kopfbedeckung ins Wasser
getaucht. Trotz dieser Aktionen blieben wir bilharziosefrei.
Übrigens - bei rechtzeitigem Erkennen ist Bilharziose relativ gut mit Antibiotika
zu behandeln. Bei Bilharziosebefall ist u. a. der Urin durch Blut dunkel gefärbt.
Sonnenschutz
Sonnenschutzcreme und Lippenschutzstift nicht vergessen!
Sehr bewährt hat sich ein breitkrempiger Strohhut, der nicht nur Schatten spendet. Auf
Grund seines "luftigen" Materials verhindert er im Gegensatz zu manch anderen
Hüten oder Kappen Hitzestaus unter der Kopfbedeckung.
Verletzungen
Verletzungen heilen unter den gegebenen klimatischen Verhältnissen und der manchmal
staubreichen Luft nur schwer aus; antibiotische Wundsalbe sollte vorhanden sein. Bei den
vorherrschend hohen Temperaturen und niedrigen Luftfeuchten trocknen die
Nasenschleimhäute extrem aus; in den ersten 10 Reisetagen hatte ich massiv unter
Nasenbluten zu leiden.
Gelbfieber
Eine Gelbfieberimpfung ist zwingend vorgeschrieben. Bei der Einreise ins Land überprüft
ein Arzt penibel den Impfausweis.
Erste Hilfe für Einheimische
Im Gepäck hatten wir eine "Unmenge" von Schmerztabletten. Sie reichten nicht!
Nicht deshalb, weil unsere Reise so schmerzhaft war, sondern weil jeder Weiße von der
einheimischen Bevölkerung mit einem "Doktor" gleichgesetzt wird.
Die Leute leiden unter fast allen möglichen Krankheiten (Die Säuglingssterblichkeit
liegt bei 22%, wie schon erwähnt, die durchschnittliche Lebenserwartung bei 49 Jahren.).
Demzufolge wurden wir oft um Heilung bzw. Medikamente gebeten. Bei Verletzungen wandten
wir so gut wie es ging unsere Erste Hilfe Kenntnisse an oder halfen mit ASS- und
Paracetamoltabletten gegen Fieber, Entzündungen und Schmerzen aus. Diese Medikamente gibt
es übrigens auch in den wenigen Apotheken in Mali preiswert zu kaufen.
Sicherheit
Das Auswärtige Amt in Berlin warnt zur Zeit
vor Reisen in die nördlichen und nordöstlichen Gebiete Malis. Die o.g. Gebiete umfassen die Verwaltungsregionen Timbuktu
(einschl. der Stadt Timbuktu), Gao und Kidal. Von Reisen in das Gebiet Nara-Nampala-Léré nahe der mauretanischen Grenze
sowie in das Grenzdreieck zu Senegal und Mauretanien (westlich und nordwestlich von Kayes) wird dringend abgeraten. (Stand September
2010). Banditen treiben ihr Unwesen, mit Entführungen und terroristischen Anschlägen ist zu rechnen.
Ansonsten ist südlich davon in den touristisch wenig erschlossenen Landesteilen die
Kriminalität sehr gering, wir haben auch uns nie bedroht gefühlt.
Verkehr
Die größten Ortschaften, die auf unserer Route lagen, sind von Bamako
über eine nach Norden führende asphaltierte Straße (bis Gao) mit Überlandbussen
erreichbar. Zu Orten abseits dieser Straßen gelangt man mittels der
berühmt-berüchtigten Buschtaxis.
Eine wichtige Verkehrsverbindung stellt der Niger dar. Wer Geduld und
Zeit hat, seine Gelenke für längere Zeit verrenken kann und das authentische Leben (mit
übrigens phantastisch vielen attraktiven Fotomotiven) erleben will, kann den Niger (bzw.
Bani) mit einer Pinasse von Koulikoro bei Bamako bis Gao befahren. Vorher jedoch unbedingt
die aktuelle politische Sicherheitslage checken!!! Die Fahrdauer ist stark von der Laune
des Bootsführes und des Wasserstandes des Stromes abhängig. Niedrigwasser hat häufiges
Auflaufen auf Sandbänke zur Folge. Im Extremfall sind von Mopti nach dem ca. 350 km
entfernten Timbuktu bis zu 10 Tage einzuplanen ("normal" 3-5 Tage). Nicht selten
muß vom März bis zum Beginn der Regenzeit (Juni bis September) der Bootsverkehr
mit größeren Pinassen eingestellt werden.
Literatur
Anne Wodtcke
Reisehandbuch "Westafrika" Bd. 1
Verlag Reise-Know-How; 5. Auflage
Sehr nützlich!
ca. 25 EUR
Bettina Selby
"Timbuktu" , 1994
Mit dem Fahrrad durch Mali und den Niger
Wichtig zur mentalen Einstimmung auf eine "Rucksackreise"
9.90 EUR
Werner Legare
"Ich war in Timbuktu" (wird nicht mehr verlegt)
Beschreibung der Reise des Franzosen Rene Caille, der es als erster Europäer geschafft
hat, wieder lebend aus Timbuktu in sein Heimatland zurückzukehren.
Das Buch, aus dem Reiseträume geboren werden.
Amadou Hampate Ba
"Jäger des Wortes. Eine Kindheit in Westafrika", 1993
Autobiografischer Roman
23.50 EUR
T.C. Boyle
"Wassermusik", 1990
Die Schilderung zweier Westafrika-Expeditionen des schottischen Entdeckers Mungo Park auf
unterhaltsamer Weise in Romanform
ca. 10 Euro
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